Wie die Erziehung in der stationären Jugendhilfe gelingt

Kinder und Jugendliche, die in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht werden, haben häufig beide Elternteile, wie auch Großeltern und andere Bezugspersonen in ihrem Leben verloren und gehen mit neuen, zunächst fremden Menschen eine Beziehung ein. Das Kind fühlt sich durch die „Fremdplatzierung“ von seinen Eltern entwertet und, bedingt durch die seelischen Verletzungen und das traumatisch Erlebte, haben viele dieser Kinder Bindungsstörungen und große Schwierigkeiten, sich auf das neue soziale System einzulassen. Sie suchen Nähe und zeigen das Gegenteil: Sie verhalten sich grenzüberschreitend, aggressiv, distanzlos oder ziehen sich zurück. Das Angebot an Beziehung und Wertschätzung führt manchmal dazu, sich noch mehr zu verweigern. Sie müssen immer wieder danach fragen, wie weit sie gehen können und wo sie ihre Grenze finden und wie fest sie von den Pädagogen
„gehalten“ werden, da sie befürchten, das gleiche nochmal zu erleben. Für die Kinder und Jugendlichen, wie auch für die BetreuerInnen in der Einrichtung, ist diese Phase ein anstrengender Prozess, der aber durchlebt werden muss.

Wir beschäftigen uns im Seminar damit, welche Voraussetzungen Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe vorfinden müssen, um durch korrigierende Erfahrungen in dem neuen, geschützten Raum aufwachsen zu können, und wie es den Pädagogen gelingt, dem existentiellen Bedürfnis des jungen Menschen nach Liebe, Halt und Orientierung zu entsprechen. Die TeilnehmerInnen erhalten „Handwerkzeug“, welches sie befähigt, das Kind liebevoll, ruhig, gelassen und konsequent an Grenzen zu sättigen.

Didaktisch – methodische Gestaltung der Forbildung:

  • Vorstellung der TeilnehmerInnen und Erwartungen an das Seminar
  • aktuelle Situation in der Jugendhilfe / Welche Kinder werden heute untergebracht? / Welche Schwierigkeiten haben die MitarbeiterInnen?
  • Tagesstruktur / Zielvorgaben
  • Was benötigt ein Kind / Jugendlicher, um sich gesund zu entwickeln und wie werden diese Bedingungen in der Jugendhilfeeinrichtung geschaffen?
  • Was zeigt uns das Kind durch sein Verhalten?
  • Woran liegt es, dass ein Kind / Jugendlicher auch in der Jugendhilfe weiterhin verhaltensauffällig ist und was hat das Verhalten mit den jeweiligen ErzieherInnen zu tun?
  • Wie es gelingt, entgrenzte Kinder wieder in den Erziehungsrahmen zu holen und wie können wir ein Kind an Grenzen sättigen, bevor es danach fragt?
  • Rollenspiel / Flipchart
  • Fallbesprechungen

Fähigkeiten / Fertigkeiten / Handlungskompetenzen / Wissenszuwachs:

  • Erlernen grundlegender pädagogischer und psychologischer Erkenntnisse und Kompetenzen zum Umgang mit Kindern/ Jugendlichen in der Jugendhilfe
  • professionellen Umgang mit entgrenzten Kindern
  • Handwerkszeug für den Alltag, mit dem es dem Pädagogen gelingt, das Kind ruhig, gelassen, wertschätzend und freundlich an Grenzen zu sättigen